Luftaufnahme Diako
Eingang DIAKO

Kaffee kochen, Essen verteilen, aufräumen — als Stationshelfer auf der Station 7 A der Klinik für Urologie und Kinderurologie hat René Paul Niemann einiges zu tun. „Wir sorgen dafür, dass alles aufgeräumt und einladend ist auf der Station“, fasst er seine Tätigkeit zusammen. Niemann ist einer von drei Stationshelfern auf der 7 A und erst seit kurzem dabei.

Eigentlich ist René Paul Niemann Kulturwissenschaftler und kann eine bunte Biografie vorweisen. „Ich habe in meinem Leben vieles ausprobiert“, sagt der 60-Jährige. Er hat Krimis geschrieben, Ausstellungen beispielsweise für das Überseemuseum konzipiert und unter anderem auch als Muschelfischer in Spanien gearbeitet. „Ich habe mich manchmal einfach treiben lassen“, sagt er lächelnd. Er hat viel erlebt und ist schließlich wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, der gebürtige Bremer.

Er ist nicht nur in seine Heimat zurückgekehrt, er hat auch ein Stück dieser Heimat gerettet — durch den Kauf der Waller Fleetkirche. „Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Parzellengrundstück und darüber bin ich auf die Fleetkirche aufmerksam geworden, die abgerissen werden sollte“, erinnert er sich. Die Fleetkirche war in der Nachkriegszeit entstanden, als in dem Kleingartengebiet in Walle mit Erlaubnis des damaligen Bürgermeisters Wilhelm Kaisen rund 4.000 Ausgebombte und Heimat vertriebene eine neue Bleibe fanden. Gebaut wurde die Notkirche von Architekt Hermann Gildemeister mit einfachsten Materialien. „Es wurde viel einfaches Holz verbaut, aber die Kirche ist bis heute gut in Schuss.“

Rückzugsort und Atelier

Eigentlich wollte Niemann die Fleetkirche nicht nur vor dem Abriss retten, sondern sie auch als Kulturkirche für Interessierte öffnen. Gescheitert ist das aber an den hohen Auflagen. „Wie soll ich hier Toiletten für Männer, Frauen und Menschen mit Behin derung anbieten, wenn es nicht einmal fließendes Wasser gibt?“ Also musste er wieder einmal umdenken. „Ich nutze die Kirche jetzt privat als Rückzugsort und Atelier.“

Die Kirche sei für ihn eine Art Gegenstück zum manchmal herausfordernden Arbeitstag auf der Station. „Wenn ich von der Arbeit komme und den kleinen Weg zur Fleetkirche betrete, dann fällt all der Stress des Tages einfach von mir ab“, schwärmt er.

„Ich bin sehr froh, dass das DIAKO mich eingestellt hat. Mir macht die Arbeit sehr viel Freude“, betont Niemann. Überwältigt sei er gewesen, dass das DIAKO ihn zum Vorstellungsgespräch eingeladen hatte – als Kulturwissenschaftler ohne Vorerfahrungen im sozialen Bereich. Dank der Einarbeitung und des netten Teams auf der Station 7A hat er sich schnell in das neue Feld eingefunden. Jetzt möchte er diese Tätigkeit nicht mehr missen: „Es macht mir sehr viel Spaß und die Kollegen sind alle sehr nett.“

| Text: Regina Bukowski · Fotos: Regina Bukowski