

Was ist Darmkrebs?
Als Darmkrebs bezeichnet man alle bösartigen Tumoren im Dickdarm oder Mastdarm. Krebserkrankungen des Dünndarms sind extrem selten. Mehr als 95 Prozent aller bösartigen Tumoren finden sich im Dickdarm und Enddarm, obwohl der Dünndarm mehr als 50 Prozent des gesamten Darms ausmacht.
Man unterscheidet:
- Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs)
- Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs)
- Kolorektales Karzinom (Dickdarm- und Mastdarmkrebs zusammengefasst)
Wie entsteht Darmkrebs?
Darmkrebstumoren entstehen zu 90 Prozent aus Polypen. Diese können jahrelang gutartig bleiben, können aber auch entarten und sich zu einem bösartigen Tumor entwickeln - das geschieht meist schleichend und völlig unbemerkt innerhalb von fünf bis zehn Jahren.
Mit zunehmendem Alter kann es bei jedem Menschen zu Veränderungen an den SchleimhautzeIlen des Darmes kommen. Darmkrebs entsteht nicht durch ein einziges schädigendes Ereignis, sondern erst dann, wenn sich Schäden in der Erbsubstanz häufen. Die Defekte führen schließlich zum Verlust der natürlichen Wachstumskontrolle und veranlassen eine Zelle, sich unkontrolliert zu teilen oder übermäßig zu wachsen.
Im Alter steigt also das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Zum einen, weil sich mit der längeren Lebenszeit immer mehr Mutationen ansammeln können. Zum anderen, weil die DNS-Reparatursysteme im Alter nicht mehr so effektiv arbeiten. Die meisten Darmkrebspatienten sind daher auch älter als 50 Jahre.
Genveränderungen können aber auch erblich bedingt sein. In solchen Fällen sammeln sich genetische Schäden wesentlich schneller an und die Krankheit kann schon in jungen Jahren entstehen.
Was sind Darmpolypen genau?
Darmpolypen sind gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut. Sie bilden sich an der Darmwand und ragen ins Darminnere hinein. Darmpolypen können ganz unterschiedliche Formen haben, pilz- oder polsterartig aussehen und entweder mit einem Stil oder breitbasig auf der Darmwand aufsitzen. Sie variieren in Größe und Anzahl und können sowohl einzeln als auch in Gruppen auftreten. Bei etwa einem Drittel der Patienten ist der Mastdarm betroffen.
Je größer Darmpolypen werden, desto mehr nimmt die Gefahr der Zellentartung zu. Bei der Größe von einem Zentimeter beträgt das Risiko, dass bereits Krebszellen vorliegen, rund 7 Prozent; bei einer Polypengröße von vier Zentimetern schon etwa 20 Prozent.
Die Polypektomie
Die Entfernung von Darmpolypen während einer Darmspiegelung wird Polypektomie genannt: Ein Instrument mit einer feinen Schlinge wird über den Arbeitskanal des Endoskopes ins Darminnere vorgeschoben. Diese dünne Drahtschlinge wird um den Polypenstiel gelegt.
Während sich die Schlinge zuzieht wird für einen Moment Hochfrequenz-Strom hindurch geleitet. Durch die Hitzeeinwirkung wird der Polyp abgeschnitten und die durchtrennten Blutgefäße verschlossen, so dass es zu keiner Blutung kommt. Bei der Untersuchung der Polypen im Labor wird festgestellt, ob bereits Krebszellen im Polypen vorhanden waren und ob der Polyp vollständig entfernt wurde.
Familiäre adenomatöse Polyposis
Erblich bedingt ist zum Beispiel die so genannte familiäre adenomatöse Polyposis (FAP). Hat ein Elternteil FAP, erben die Kinder mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit diese Krankheit. Bei der Erkrankung treten 100 bis 1000 Polypen auf. Die zunächst gutartigen Polypen entarten über kurz oder lang immer zu Krebs - oft schon im Alter zwischen 35 und 45 Jahren.
Allerdings trägt höchstens einer von 100 neu diagnostizierten Darmkrebspatienten Symptome einer FAP.
Andere erblich bedingte Darmkrebserkrankungen
Es gibt auch erblich bedingte Darmkrebserkrankungen ohne Polypen, wie zum Beispiel die hereditären (erblichen) Nicht-Polyposis·Kolonkarzinome, abgekürzt HNPCC (englisch: Hereditory Non Polyposis Colon Cancer). Rund 5 bis 7 Prozent aller Darmkrebsfälle sind auf ein HNPCC zurückzuführen.
Darunter fällt auch das seltene so genannte Lynch·Syndrom. Menschen mit solchen ererbten Genveränderungen haben ein sehr hohes Risiko, im Laufe ihres Lebens - bei Hinzutreten weiterer Mutationen in den Zellen der Darmschleimhaut - an Darmkrebs zu erkranken.
Bei einer unerkannten und deshalb nicht ärztlich überwachten Veranlagung für HNPCC beträgt das Risiko einer Darmkrebserkrankung über 80 Prozent. Weitere möglicherweise vererbbare Anlagen für Dickdarmkrebs sind noch wesentlich seltener. Dazu zählen das Peutz-Jeghers-Syndrom oder die familiäre juvenile Polyposis. Beide Erkrankungen weisen massenhaft Polypen auf, die sich mit der Zeit zu Krebs verändern können.
Untersuchungen
Es gibt verschiedene Untersuchungsmethoden um Darmpolypen und Darmkrebs so früh wie möglich zu erkennen. Wurde ein Tumor entdeckt, ist ein exaktes Bild der Erkrankung wichtig, um Darmkrebs sowie eventuelle Metastasen zielgenau und mit den richtigen Mitteln zu behandeln.
Die wichtigsten Untersuchungsmethoden zum Nachweis eines Tumors sind:
- Tastuntersuchung (rektal-digitale Untersuchung)
- Okkultbluttest (Hämocculttest)
- Koloskopie (komplette flexible Darmspiegelung) und Biopsie
- Röntgenuntersuchung (Kolon-Kontrasteinlauf)
Wird ein Tumor entdeckt, sind weitere Untersuchungen nötig, um die Ausbreitung auf benachbartes Gewebe und andere Organe zu bestimmen (je nach Ausgangsbefund sind nicht alle Untersuchungen notwendig):
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie/Endosonographie)
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT, auch Kernspintomographie)
- Laboruntersuchungen
Erst nachdem alle erforderlichen Untersuchungen durchgeführt wurden und die Ergebnisse vorliegen, können die individuell auf den Patienten abgestimmten Behandlungsmaßnahmen eingeleitet.
Die Darmspiegelung (Koloskopie) ist die zurzeit effektivste und treffsicherste Methode, Tumoren und Polypen im Darm aufzuspüren. Bei der Darmspiegelung führt der Arzt ein dünnes, schlauchförmiges Untersuchungsgerät (Endoskop) durch den After in den Darm ein. An der Spitze des Gerätes ist eine Minikamera montiert, mit deren Hilfe das Innere des Darms genau inspiziert werden kann. Durch spezielle Arbeitskanäle im Endoskop können kleine Instrumente in den Darm vorgeschoben werden, mit denen Gewebeproben entnommen oder gefährliche Darmpolypen aus dem Darm entfernt werden können.
Mit modernen Geräten, die mit weichen Schläuchen und winzigsten Kameras und Lichtquellen arbeiten, ist diese Untersuchung weniger belastend. Wer Angst vor der Untersuchung hat, sollte sich mit dem Arzt über ein leichtes Medikament zur Entspannung oder ein Betäubungsmittel beraten, so dass der Eingriff in der Regel schmerzfrei ist. Die Koloskopie wird in den meisten Fällen ambulant durchgeführt.
Behandlungsmöglichkeiten
Welche Therapien sinnvoll sind, ergeben sich aus der Auswertung aller Untersuchungsbefunde. Unterstützend zur Operation werden Chemotherapie, Bestrahlung und Kombinationen aus diesen Therapieverfahren angewendet. Für die Auswahl der besten Therapie ist die Frage entscheidend, ob eine Heilung (kurative Behandlung) oder nur eine Linderung (palliative Behandlung) möglich ist.
Deswegen ist es wichtig festzustellen, wie weit der Krebs sich ausgebreitet hat. Um Untersuchungs- und Forschungsergebnisse besser miteinander vergleichen zu können, haben Ärzte und Wissenschaftler ein international gültiges Verfahren - das TNM-System - entwickelt, das bösartige Tumoren hinsichtlich ihrer anatomischen Ausbreitung klassifiziert und verschiedenen Stadien zuordnet.
Die Abkürzung TNM (engl. tumor, node, metastasis) steht für die Kriterien, anhand derer sich die lokale Ausbreitung der Krebserkrankung und die eventuelle Ausdehnung auf weitere Körperregionen beschreiben lässt.
Die Operation
Das einzige Verfahren, mit dem Darmkrebs geheilt werden kann, ist nach wie vor die Operation. Dies gilt sowohl für Dickdarm- als auch für Mastdarmkrebs. Zusätzliche Maßnahmen wie Chemotherapie oder Strahlentherapie können den Erfolg der Operation sichern und nach erfolgreicher Operation die Langzeitprognose der Erkrankung verbessern. Bei Darmkrebs in einem frühen Stadium kann allein durch die Operation eine vollständige Heilung erreicht werden.
Das Prinzip aller Operationen am Dick- und Mastdarm ist die Entfernung des betroffenen Darmabschnittes mit den dazugehörigen Lymphknoten. Am Dickdarm wird die Länge des zu entfernenden Darmabschnittes vom Verlauf der entsprechenden Blutgefäße bestimmt. Nach der Entfernung (Resektion) des betroffenen Darmabschnittes werden die beiden Darmenden durch eine spezielle Nahttechnik miteinander verbunden. Je nach Lokalisation geschieht dies durch eine Naht von Hand oder mit einem Klammernahtgerät. Die Anlage eines künstlichen Darmausganges kommt bei Dickdarmtumoren äußerst selten in Betracht.
Bei Mastdarmtumoren im oberen und mittleren Drittel (ca. 6-75 cm vom After entfernt) kann in den allermeisten Fällen so operiert werden, dass der Schließmuskel erhalten bleibt. Die Anlage eines künstlichen Darmausganges auf Dauer ist hier also nicht die Regel. Manchmal wird man bei dieser Lokalisation aufgrund individueller Besonderheiten einen künstlichen Darmausgang auf Zeit (für 2-3 Monate) anlegen. Einzelheiten hierzu werden wir mit Ihnen und auf Wunsch mit Ihren Angehörigen in einem ausführlichen Gespräch besprechen.
Auch bei Tumoren in der Nähe des Afters, also im unter Drittel des Mastdarms, entscheiden die bei Ihnen vorliegenden individuellen Gegebenheiten über die Art und Weise des Vorgehens. Allerdings ist in diesen Situationen ein Erhalt des Schließmuskels oft nicht möglich, so dass die Anlage eines dauerhaften, künstlichen Darmausganges erforderlich wird. Mit Hilfe unseres Stomatherapeuten werden Sie dann auf ein fast normales Leben nach der Operation vorbereitet.
Nach allen Operationen am Dick- und Mastdarm werden Sie für kurze Zeit auf unserer Intensivstation versorgt. Das entfernte Gewebe wird nach dem Chirurgischen Eingriff genau untersucht, um das Tumorstadium und die Ausbreitung der Erkrankung exakt beschreiben zu können. Die Heilungschancen sind abhängig davon, in welchem Stadium der Darmkrebs sich befindet.
Leitung

Koordinatorin

Anke Wittig
Terminvergabe
Enddarm-Sprechstunde im Sprechstundenbereich (SSB)
mittwochs von 9 bis 14 Uhr (Oberärztin B. Mitsiali-Kotsamidi)
T 0421-6102-4000
sprechstundenbereich@diako-bremen.de
Bauchzentrums-Sprechstunde im Sprechstundenbereich (SSB)
mittwochs von 10 bis 14 Uhr (Chefarzt Prof. Dr. Freys)
T 0421-6102-4000
sprechstundenbereich@diako-bremen.de
Interdisziplinäre Tumorkonferenz
mittwochs 14.00 - 15.00 Uhr
Hörsaal 8. OG.