Unser Angebot

Die Therapie von Bauchwandbrüchen (sog. Hernien) hat sich im Verlauf der letzten Jahre entscheidend verändert. Aufgrund der neu-entwickelten Operationstechniken (z.B. der so genannten Schlüsselloch-Chirurgie) und der Verfügbarkeit moderner Kunststoffnetze stehen eine Vielzahl von Behandlungsmethoden zur Verfügung. Damit kann jedem Patienten ein individuelles Operationsverfahren angeboten werden.

Wir bieten das gesamte Spektrum der modernen Hernien-Chirurgie an und richten uns nach aktuellen Leitlinien unter Berücksichtigung des aktuellen Stands der Forschung aus. Die Zahl der Operationen im Hernienzentrum nimmt stetig zu, 2024 waren es 778 Operationen. 

Für die Klärung spezieller Fragen und die Ermittlung der für den Patienten optimalen Operationsmethode ist die Untersuchung und Beratung durch einen spezialisierten Hernienchirurgen notwendig. Des Weiteren besteht bei fachübergreifenden Fragestellungen eine enge Kooperation mit unseren Kollegen der Orthopädie, Gynäkologie und Urologie.

Wir sind für Sie da

Was ist ein Bruch (Hernie)?

Definition: Ein "Bruch" ist eine Ausstülpung des Bauchfells durch angeborene oder erworbene Lücken in den tragenden Schichten der Bauchdecke oder der inneren Begrenzung der Bauchhöhle (kein Knochenbruch!). Mögliche Lokalisationen für Bruchlücken sind die Bauchdecke, der Bauchnabel, die Leistenbeuge, das Zwerchfell, vorstehende Narben oder der Beckenboden.

Normalerweise lässt sich ein Bruch manuell reponieren (zurückdrücken). Als Bruchinhalt finden sich möglicherweise Darmanteile. Falls es nicht gelingt den Bruch zu reponieren, besteht die Gefahr einer Inkarzeration (Einklemmung) mit Durchblutungsstörung und unter Umständen dem Absterben der eingeklemmten Organteile (Lebensgefahr!). Die Wahrscheinlichkeit einer Einklemmung hängt unter anderem von der Größe und Lokalisation des Bruches ab. Das Tragen von Bruchbändern schützt nicht vor einer Einklemmung! Deshalb sollte  beim Verdacht auf einen "Bruch" ein Spezialist konsultiert werden. Auch sollte dies vielleicht vor Antreten eines längeren Auslandsaufenthaltes geschehen, da nicht in jedem Land moderne medizinische und hygienische Standards gewährleistet sein können.

Die häufigsten Brucharten

Leistenbruch

Der Leistenbruch ist eine der häufigsten Erkrankungen des Menschen. In Deutschland erfolgen jährlich ca. 250.000 Leistenbruch-Operationen. Hauptsächlich kommen Leistenbrüche bei Männern vor (Verhältnis 6-12:1). Frauen sind aufgrund der anatomischen Besonderheiten in der weiblichen Leiste seltener betroffen. Der Bruch kann angeboren oder erworben sein. 
Möglicherweise ursächlich für die Entstehung eines Leistenbruches können folgende Faktoren sein:

  • Bindegewebsschwäche = Kollagenstoffwechselstörungen
  • Erkrankungen, die mit einer Erhöhung des intrabdominellen Druckes einhergehen:
    chronische Bronchitis
    - COPD (Chronische obstruktive Lungenerkrankung)
    - Verstopfung
    - Vergrößerte Prostata
    - Schwangerschaft
    - Aszites (Ansammlung von Bauchwasser)
    - Adipositas
    - Gelegentlich ist die Hernie selber Symptom einer Erkrankung des Bauchraumes. Hier sind dann weitere Untersuchungen, z.B.      eine Darmspiegelung, zur Abklärung notwendig

Ein Leistenbruch ohne Einklemmung ist in der Regel nicht schmerzhaft. Die Patienten spüren lediglich eine Vorwölbung. Bei körperlicher Belastung können dann ein Druckgefühl und auch Schmerzen hinzukommen. Die Beschwerden sind nach entsprechender Schonung wieder rückläufig. Durch das wiederholte Hervortreten des Bruches kann es zu einer mechanischen Irritation der Leistennerven kommen.

Die Diagnostik besteht in der Regel aus der Untersuchung durch einen geübten Chirurgen. Ergänzend wird die Ultraschalluntersuchung bei unklaren Befunden eingesetzt. Bei unklaren Leistenschmerzen werden erst alle möglichen anderen Ursachen ausgeschlossen (Orthopädie/Urologie) bevor dem Patienten eine Operation der Leiste angeboten wird.

Operationsmethoden der Leistenhernienchirurgie:

  • Offene Verfahren:    
    - OP nach Shouldice (kein Netz)
    - OP nach Lichtenstein (mit Netz)
  • Endoskopische/laparoskopische Verfahren (immer mit Netz):
    - TEP (total extraperitoneale Patch Plastik)
    - TAPP (laparoskop.transabdominelle Patch Plastik)
Narbenbruch

Es erkranken in Deutschland jedes Jahr 40.000 bis 70.000 Menschen an einem Narbenbruch. Wie der Name schon sagt, entstehen diese im Bereich der Narbe einer zuvor durchgeführten Operation. Narbenbrüche treten an jedem Ort der Bauchwand offenbar unabhängig von der Art der Schnittführung auf  und können sehr groß werden. Besonders häufig treten Narbenbrüche nach Wundheilungsstörungen bei der vorausgegangenen Operation auf. Eine Schwächung/Belastung der Bauchdecke im Rahmen anderen Erkrankungen ( chronischer Husten, Verstopfung, Zuckerkrankheit, Bindegewebsschwäche, Nikotinabusus etc.) begünstigen ebenfalls ihre Entstehung.

Beschwerden treten nicht immer auf. Der Patient bemerkt meist nur eine Schwellung im Bereich der Narbe, die beim Pressen und Husten zunimmt. Eine spontane Heilung ist nicht möglich, somit kann nur durch eine Operation ein Verschluss erfolgen. Bei einer Einklemmung von Darmschlingen handelt es sich um einen chirurgischen Notfall. Diese Situation äußert sich in heftigen Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Vor allem Narbenbrüche mit einer kleinen Bruchlücke neigen zur Einklemmung. Die Diagnostik besteht in der Regel aus der Untersuchung durch einen geübten Chirurgen. Ergänzend wird die Ultraschalluntersuchung bei unklaren Befunden eingesetzt. Bei sehr großen Brüchen muß eventuell eine Computertomographie die Ausmaße darstellen.

Operationsmethoden bei Bauchwandbrüchen:

  • offene Verfahren:
    - Direkte Naht in der Bruchlücke (wenn sehr klein)   
    - Kunststoffnetzimplantation in "Sublay"-Technik
     
  • laparoskopische/endoskopische Verfahren:
    - IPOM Netz-Plastik
    - eTEP - total endoskopische präperitoneale Netzplastik
Nabelbruch

Nabelbrüche sind Eingeweideausstülpungen im Nabelbereich. Hier besteht aufgrund Durchtrittes der Nabelschnurgefäße eine vorgegebene Schwachstelle. Frauen sind grundsätzlich ca. 4 mal häufiger betroffen als Männer und sie treten bevorzugt nach mehrfachen Schwangerschaften sowie bei Übergewicht auf. Eine vorausgegangene Bauchspiegelung stellt häufig ein zusätzliches Risiko dar.

Der Nabelbruch des Neugeborenen nimmt eine Sonderstellung ein, da es nur selten zu einer Einklemmung kommt. Ein hoher Prozentsatz bildet sich innerhalb von 2 Jahren zurück. Nach Vollendung des 2. Lebensjahres sollten alle Nabelbrüche operativ beseitigt werden, da nun die Einklemmungsgefahr wieder ansteigt und die Spontanheilung unwahrscheinlicher wird.

Operationsmethoden bei Bauchwandbrüchen:

  • Offene Verfahren:                  
    - Direkte Naht der Brucklücke    
    - Kunststoffnetzimplantation in "Sublay"-Technik
    - Kunststoffnetzimplantation in "PUMP"-Technik
     
  • Laparoskopische/Endoskopische Verfahren:
    - IPOM Netz-Plastik
    - eTEP - total endoskopische präperitoneale Netzplastik
Epigastrische Hernie

Die epigastrische Hernie gehört zu den äußeren Hernien und macht etwa 3 % aller Bauchwandhernien aus. Die Häufigkeit bei Männern und Frauen ist ungefähr gleich verteilt. Sie befindet sich in der Mittellinie (Linea alba) des Oberbauches zwischen dem unteren Ende des Brustbeins (dem Schwertfortsatz) und dem Bauchnabel. Die Linea alba ist ein straffes Bindegewebsgeflecht bestehend aus den Muskelhüllen (Faszien) der Bauchwandmuskulatur und ist genau in der Mittellinie zwischen den geraden Bauchmuskeln gelegen. Eine Hernie liegt hier vor, wenn im Bereich der Vorwölbung eine Lücke in der Bauchdecke getastet werden kann. Der Bruch besteht häufig aus präperitonealem (vor dem Bauchfell gelegen) oder intraperitonealem (innerhalb der Bauchhöhle gelegen) Fettgewebe.

Operationsmethoden bei Bauchwandbrüchen:

  • Offene Verfahren:
    - Direkte Naht
    - Kunststoffnetzimplantation in "Sublay"-Technik
    - Kunststoffnetzimplantation in "PUMP"-Technik
     
  • Laparoskopische/Endoskopische Verfahren:
    - IPOM Netz-Plastik
    - eTEP - total endoskopische präperitoneale Netzplastik
Schenkelbruch

Schenkelbrüche gehören zu den eher seltenen Brüchen der Leistenregion. Im Zeitalter der minimal invasiven Operationen werden Schenkelbrüche  gelegentlich im Rahmen einer „normalen“ Leistenbruch-Operation entdeckt. Die Bruchpforte liegt jedoch unterhalb des Leistenbandes. Es sind meist Frauen betroffen. Klinisch findet sich bei schlanken Frauen eine Vorwölbung unterhalb des Leistenbandes. Bei adipösen Patienten sind die Schenkelbrüche schwerer zu tasten, hier hilft die Ultraschalldiagnostik. Die Gefahr der Einklemmung ist hierbei im Vergleich zu den Leistenbrüchen deutlich höher. Auch bereiten sie häufiger Schmerzen. Dies erklärt die Indikation zur operativen Versorgung bei Feststellung eines Schenkelbruches.

Operationsmethoden bei Schenkelbrüchen:

  • Offene Verfahren:
    - Operation nach Fabricius (femoraler Zugang, kein Netz)
    - siehe offene Operation bei Leistenbruch (inguinaler Zugang)
     
  • Endoskopische/laparoskopische Verfahren (mit Netz):
    - TEPP (total extraperitoneale Patch Plastik)
    - TAPP (laparoskop.transabdominelle Patch Plastik)
Zwerchfellbruch (Hiatushernie)

Informationen zum Zwerchfellbruch finden Sie auf der Seite der »Allgemeinen- und Viszeralchirurgie«

Rektusdiastase

Was ist eine Rektusdiastase?

Die Rektusdiastase ist definiert als ein  Auseinanderweichen der rechten und linken geraden Bauchmuskeln, die entlang der Mittellinie des Bauches verlaufen. Diese Trennung kann variieren – von einer leichten Dehnung bis hin zu einer ausgeprägten Diastase, bei der der Abstand zwischen den Muskeln mehr als zwei Zentimeter beträgt. Diese Zustände können nicht nur kosmetische, sondern auch funktionale Probleme mit sich bringen, da die Bauchmuskeln eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Rumpfes und der Unterstützung der inneren Organe spielen.

Ursachen der Rektusdiastase

  1. Eine der Hauptursachen für eine Rektusdiastase ist die Schwangerschaft (besonders nach mehreren Geburten). Während der Schwangerschaft wird die Bauchdecke durch das wachsende Kind gedehnt, was zu einer Schwächung und Auseinanderweichen der Mittellinie führen kann. Hormone wie Relaxin tragen ebenfalls dazu bei, das Bindegewebe zu lockern, um Platz für das Kind zu schaffen. 

     

  2. Eine weitere Hauptursache ist die abdominellen Adipositas. Durch den chronisch erhöhten intraabdominellen Druck kommt es im Verlauf zu einem Auseinanderweichen der Rektusmuskeln.

 

Symptome einer Rektusdiastase

Die Symptome einer Rektusdiastase sind oft subtil, können jedoch für betroffene Patienten sehr belastend sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  1. Sichtbare Trennung der Bauchmuskeln, besonders beim Anspannen des Bauches.
  2. Ein weicher Bauch, der sich weniger straff anfühlt.
  3. Rücken- oder Beckenschmerzen.
  4. Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten, die Stabilität des Rumpfes erfordern.
  5. Das Vorhandensein einer Rektusdiastase (mit Ausdünnung der Linea alba) ist ein Risikofaktor für die Entwicklung von Bauchdeckenbrüchen (besonders Nabel- und epigastrische Brüche)

Diagnostik der Rektusdiastase

 Die Diagnose einer Rektusdiastase kann im Rahmen einer körperlichen Untersuchung gestellt werden.  Wir führen zusätzlich eine Sonografie der Bauchdecke durch, um auch kleinere Bauchdeckenbrüche im Rahmen der Rektusdiastase darstellen zu können.

 Behandlung einer Rektusdiastase

 Hierbei müssen 2 Patientengruppen voneinander getrennt werden:

  1. Rektusdiastase bei abdomineller Adipositas

 Die Patienten beschreiben oft ein vortreten des Oberbauches bei Anspannung der Bauchmuskulatur im liegen.  Hierbei treten sehr selten Beschwerden auf. Es besteht auch keine Gefahr der Einklemmung. Diese Art von Rektusdiastase muss nur operiert werden wenn sich in der Rektusdiastase ein Bauchdeckenbruch entwickelt hat.  Bei der operativen Therapie eines Bauchdeckenbruches im Rahmen einer Rektusdiastase, müssen bestimmte Kriterien beachtet werden (erhöhtes Rezidivrisiko bei netzfreien Verfahren!).

  1. Rektusdiastase nach (Mehrfach)-Schwangerschaft:

Kleine Rektusdiastasen, die keine Beschwerden verursachen, müssen nicht operiert werden. Durch physiotherapeutische Übungen der Bauchmuskeln, sowie der Rumpf- und Beckenmuskulatur, können Rektusdiastasen gut behandelt werden. Dies sollte aber nur unter Anleitung eines Spezialisten passieren. Bei falschen Übungen kann die Rektusdiastase nämlich sogar grösser werden und es entsteht zusätzlicher Druck auf den Beckenboden.

Wir empfehlen eine operative Behandlung bei deutlicher Beeinträchtigung der Stabilisierung des Rumpfes mit starken Rückenschmerzen und einem Instabilitätsgefühl der Bauchdecke. In diesem Fall sollte die Familienplanung abgeschlossen sein.  Auch sollte wegen der hormonellen Umstellung die letzte Geburt mindestens 6 Monate   zurückliegen.

Viele Patienten, die eine Rektusdiastase operativ behandeln lassen müssen, weisen auch eine starke Überdehnung der Bauchhaut auf. Auf Wunsch kann gleichzeitig  durch unseren plastischen Chirurgen Prof. Herold eine Bauchdeckenstraffung (Abdominoplastik) durchgeführt werden. Gerne besprechen wir mit Ihnen die operativen Möglichkeiten und beraten Sie in Ihrer Entscheidung.