Was ist Refluxkrankheit?
- Es handelt sich um eine gutartige Funktionsstörung des Magen-Darm-Traktes, bei der es zu einem übermäßigen Rückfluss von Magensaft bzw. -inhalt in die Speiseröhre kommt, wodurch entweder Schleimhautschäden und/oder Beschwerden auftreten. Sodbrennen und Regurgitationen, d.h. das Zurückfließen von Speisebrei in die Speiseröhre bzw. den Mund, sind die vordergründigen Beschwerden der gastroösophagealen Refluxkranheit. Oft liegt gleichzeitig ein sog. Zwerchfellbruch (Hiatushernie) vor. Dies ist eine Erweiterung der Lücke im Zwerchfell, durch die die Speiseröhre in den Bauchraum gelangt. Liegt ein solcher Zwerchfellbruch vor, so rutscht einTeil des Magens von der Bauchhöhle in den Brustkorb.
- Gegenwärtig kann davon ausgegangen werden, dass etwa 10 % der Bevölkerung in Deutschland irgendwann bezüglich dieser Beschwerden einer Behandlung bedürfen und wiederum 10 % dieser Menschen eine schwere bzw. komplizierte Form der Refluxkrankheit aufweisen.
Wann ist eine operative Behandlung sinnvoll?
Die Indikation zu einer operativen Behandlung ist abhängig von:
- dem Leidensdruckdes Patienten,
- den Komplikationen der Erkrankung,
- dem zugrundeliegenden Funktionsdefekt und
- dem Allgemeinzustand des Patienten.
Diese 4 Faktoren müssen bei jedem Patienten im einzelnen überprüft werden, bevor eine entsprechende Entscheidung getroffen werden kann. Voraussetzung für diese Entscheidung sind die Durchführung einiger Untersuchungen, die entweder durch Ihren Hausarzt veranlasst oder in unserer Klinik durchgeführt werden können.
Welche Untersuchungen sind zur Abklärung einer operativen Behandlung sinnvoll?
Zur Abklärung der Möglichkeit einer operativen Therapie sind eine Reihe endoskopischer und funktionsdiagnostischer Untersuchungen erforderlich, die in der Regel ambulant erfolgen können. Hierzu gehören:
- eine ausführliches Gespräch zu Beschwerden und bisherigen Behandlungen,
- eine endoskopische Untersuchung des Magen-Darm-Traktes
- eine Ösophagus-Manometrie (Druckmessung der Speiseröhre)
- eine Ösophagus- und Magen-pH-Metrie mit Impedanzmessung des zurückfließenden Magensaftes
Darüber hinaus können weitere Untersuchungen notwendig werden, falls sich bei den genannten Untersuchungen Unklarheiten ergeben. Terminvereinbarung und Information bezüglich der notwendigen Diagnostik erhalten Sie durch die Sprechstunde unseres Interdisziplinären Bauchzentrum (IBZ).
Welche Operationen kommen in Frage?
- Die operative Behandlung erfolgt in unserer Klinik grundsätzlich durch einen laparoskopischen Eingriff (sogenannte Bauchspiegelungs-Operation). Die Vorteile dieser Operationstechnik für die Patienten sind geringere Schmerzen nach der Operation, eine schnellere Mobilisation, weniger postoperative Atemwegsprobleme, weniger Wundkomplikationen, weniger Verwachsungen, ein besseres kosmetisches Ergebnis, ein kürzerer stationärer Aufenthalt, eine schnellere Rekonvaleszenz und ggf. Arbeitsfähigkeit. In der Regel erfolgt eine sogenannte Fundoplikatio, eine Operation, bei der zur Verstärkung der zu schwachen Hochdruckzone im unteren Bereich der Speiseröhre eine Manschette aus Magengewebe um diesen Bereich gelegt wird.
- Je nach der in der präoperativen Diagnostik vorgefundenen Funktionsstörung wird diese als Vollmanschette (sogenannte Nissen-Fundoplikatio) oder Teilmanschette (sogenannte Toupet-Fundoplikatio) angelegt.
- Seit kurzem führen wir in unserer Klinik auch die Implantation des so genannten LINX-Systems durch.Dabei wird eine aus Magnetperlen bestehende Kette um den unteren Schließmuskel der Speiseröhre gelegt und so das Zurückfließen von Mageninhalt verhindert.
Krankenhausaufenthalt und Operation:
- Bei einem Vorstellungstermin in der Sprechstunde unseres Interdisziplinären Bauchzentrums (IBZ-Sprechstunde) werden die bei Ihnen bereits erhobenen Untersuchungsergebnisse besprochen, ggf. werden dann noch notwendige Zusatzuntersuchungen durchgeführt bzw. veranlaßt, Sie werden von uns über das Operationsverfahren unterrichtet, durch den Narkosearzt untersucht und über das Narkoseverfahren aufgeklärt, und Sie erhalten schließlich einen Termin zur stationären Aufnahme zur Operation.
- Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose. Über insgesamt 5 kleine Hautschnitte verschafft man sich Zugang zum unteren Ösophagus bzw. oberen Anteil des Magens. Unter Sicht einer Videokamera werden die oben beschriebenen Operationen in der jeweils erforderlichen Weise im Bereich des unteren Speiseröhrenschließmuskels durchgeführt. Danach werden die kleinen Hautschnitte mit Nähten verschlossen und mit einem sterilen Pflaster verbunden.
- In der ersten Phase nach der Operation bleiben Sie nüchtern und erhalten Infusionen. Mit dem Kostaufbau wird nach ärztlicher Beurteilung begonnen. Die durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthaltes beträgt bei problemlosem postoperativen Verlauf etwa 5-7 Tage.
Welche allgemeinen Hinweise zum Verhalten nach der Antireflux-Operation sind zu beachten, welche Komplikationen können auftreten?
- Grundsätzlich gelten die allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen wie nach jedem operativen Eingriff.
- Aufgrund der laparoskopischen Operationstechnik werden Sie sich jedoch in der Regel recht schnell erholen und wieder Ihrer gewohnten Tätigkeit nachgehen können.
- Bei nahezu allen Patienten treten nach der Operation aufgrund der Gewebeschwellung im Operationsgebiet vorübergehende Schluckschwierigkeiten auf, die bei über 95 % der Patienten jedoch nach 3 Monaten verschwunden sind.
- Es gibt keine diätetischen Beschränkungen nach der Operation. In der Anfangsphase sollte jedoch auf eine leichte Kost geachtet werden, um die genannten Schluckschwierigkeiten zu vermeiden.
- Nach der Operation kommt es bei ca. 10 % der Patienten zu vermehrten Blähungen, diese können bei einem Andauern über 3 Monate hinaus mit einfachen Methoden behandelt werden.
- Bei etwa 3-5 % der Operierten kommt es im Laufe der folgenden Jahre zu einem Wiederauftreten der ehemaligen Beschwerden. Grund ist ein Lösen der angelegten Manschette, in diesen Fällen muss entweder erneut medikamentös behandelt werden, oder es kann die durchgeführte Operation wiederholt werden, um den aufgetretenen Defekt erneut zu korrigieren.