


Zentrum für Hämatologische Neoplasien
In unserem Zentrum für Hämatologische Neoplasien behandeln wir gut- und bösartigen Erkrankungen des Blutes, bösartigen Erkrankungen der Lymphknoten und des lymphatischen Systems. Um bestmögliche Therapieerfolge zu erzielen, arbeiten Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten/Radioonkologen und Referenz-Pathologen für Hämatologie sowie viele weitere Kooperationspartner, die auf das umfassende Spektrum dieses medizinischen Bereiches spezialisiert sind, in enger Abstimmung zusammen.
Dieses Zentrum ist Teil des zertifizierten Onkologischen Zentrums im DIAKO und geht wie dieses auch aus der Klinik für Hämatologie und internistischen Onkologie hervor.
Alle Therapieentscheidungen innerhalb unseres Zentrums werden in einer hämatologischen Konferenz von den beteiligten Kooperationspartnern besprochen und festgelegt. Dabei stellt die Teilnahme eines Referenz-Pathologen für Hämatologie ein besonderes Qualitätsmerkmal dar.
Alle im Bundesland Bremen niedergelassenen Praxen für Hämatologie und Onkologie kooperieren eng mit unserem Zentrum.
Behandlungsspektrum
In unserem Zentrum für Hämatologische Neoplasien werden folgende Erkrankungen behandelt:
Leukämien (Blutkrebs)
Der Begriff Leukämie bezeichnet nicht nur eine Krankheit, sondern gleich mehrere, die sehr unterschiedlich behandelt werden. Bei Leukämien kommt es zu einer starken Vermehrung von funktionsuntüchtigen weißen Blutzellen. Die Ursachen dieser bösartigen Erkrankung sind bisher weitgehend unbekannt. Äußere Risikofaktoren spielen nur selten eine Rolle. Akute Leukämien sind lebensbedrohliche Erkrankungen, die unbehandelt innerhalb von wenigen Wochen bis Monaten zum Tod führen können. Chronische Leukämien können über Jahre unerkannt bleiben, da sie oft nur wenige Beschwerden verursachen.
Akute Leukämien können durch intensive Behandlungen geheilt werden.
Chronische Leukämien sind in der heutigen Zeit mit Tabletten und gelegentlichen Infusionen gut behandelbar. Daher können viele der Patienten lange Zeit ein weitgehend normales Leben führen.
Symptome
Viele Formen der Erkrankung werden erst spät erkannt, da sie anfangs keine oder nur sehr geringe Symptome verursachen.
Zu den Symptomen gehören:
- schnell auftretende Müdigkeit
- verminderte körperliche Leistungsfähigkeit
- nicht ausheilende Entzündungen
- Fieber
- Häufige Blutungen in Nase und Zahnfleisch
- Knochen und Gelenkschmerzen
- Kopfschmerzen
- Lähmungen
Akute lymphoblastische Leukämie
Bei den Patienten mit dieser Leukämie treten zu viele unreife, nicht funktionsfähige Lymphozyten auf, die eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sind. Die Untergruppen der Erkrankung unterscheiden Fachleute unter anderem anhand der Art der betroffenen Lymphozyten in Leukämien vom B-Zell-Typ oder T-Zell-Typ. Weitere Unterscheidungen werden aufgrund der genauen Veränderungen der Erbsubstanz getroffen. Symptome treten bei der akuten lymphoblastischen Leukämie plötzlich auf.
Akute myeloische Leukämie
Bei einer akuten myeloischen Leukämie verändern sich unreife Vorläuferzellen im blutbildenden System. Diese Zellen reifen nicht weiter zu funktionsfähigen Blutzellen aus. Für die genaue Klassifikation und exakte Behandlung sind genetische Veränderungen an den Chromosomen sowie spezifischen DNA-Abschnitten zu betrachten. Symptome treten auch bei der akuten myeloischen Leukämie plötzlich auf.
Chronische myeloische Leukämie
Bei einer chronischen myeloischen Leukämie verändern und vermehren sich unterschiedliche Zellen der weißen Blutreihe im blutbildenden System. Die veränderten Zellen entwickeln sich weiter, daher finden sich im Blut und Knochenmark der Patienten vermehrt Zellen in allen Reifestadien. Da die Symptome schleichend eintreten, werden sie häufig nicht bemerkt.
In einem großen Blutbild finden sich oft Hinweise auf diese Erkrankung. Bei der häufigsten Form der chronischen myeloischen Leukämie ist die dauerhafte Einnahme von Tabletten mit einem molekularen Wirkmechanismus erforderlich. Damit ist für die meisten Betroffenen ein weitgehend normales Leben möglich.
Lymphknotenkrebs (Lymphome)
Maligne Lymphome sind Krebserkrankungen, die an den Lymphknoten/Lymphdrüsen, Mandeln, Milz aber auch in Magen, Darm oder in der Haut auftreten können. Bei Lymphomen wachsen weiße Blutkörperchen, die sogenannten Lymphozyten, unkontrolliert. Das erklärt, warum geschwollene Lymphknoten ein Anzeichen der Erkrankung sind. Es gibt schnell wachsende und langsam wachsende Lymphome, daher sollten vergrößerte Lymphknoten ohne andere eindeutige Ursache zeitnah untersucht werden. Aber auch allgemeine Beschwerden wie Fieber, sehr starkes Schwitzen, Gewichtsverlust oder Beschwerden an den betroffenen Organen können auftreten. Da Lymphome unterschiedliche Regionen des Körpers betreffen können, sind auch die Symptome dementsprechend vielseitig.
Reifestörung der Blutbildung (Myelodysplastisches Syndrom, MDS)
Das myelodysplastische Syndrom umfasst eine Gruppe von Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen die Blutbildung von Ursprungszellen (Stammzellen) ausgeht. Aufgrund von genetischen Veränderungen dieser Stammzellen sind diese nicht funktionstüchtig, der Prozess der Blutbildung ist also nachhaltig gestört. Bei manchen Betroffenen mit langem Krankheitsverlauf führt das Syndrom zu einer akuten myeloischen Leukämie (siehe oben). Durch unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten kann eine Verschlechterung des MDS aufgehalten oder bei jüngeren Patienten durch eine allogene Stammzelltransplantation geheilt werden.
Weitere Erkrankungen des Knochenmarks (Myeloproliferative Neoplasien)
Der Begriff Myeloproliferative Neoplasien umfasst eine Gruppe sehr unterschiedlicher chronischer Erkrankungen des Knochenmarks. Diese haben gemeinsam, dass zu viele rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und/oder Blutplättchen gebildet werden. Sie gelten als bösartige Erkrankungen, da sie sich in eine akute Leukämie entwickeln können. Unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten können ein Fortschreiten der myeloproliferativen Neoplasien aufhalten. Bei jüngeren Patienten kann in bestimmten Fällen ein Versuch der Heilung durch eine allogene Stammzelltransplantation erfolgen.
Die häufigsten Formen sind:
- Essentielle Thrombozythämie
- Polyzythämia vera
- Primäre Myelofibrose
- Chronische myeloische Leukämie (siehe oben)
Multiples Myelom oder Plasmozytom
Das Multiple Myelom ist eine besondere Art von Lymphknotenkrebs. Hierbei vermehren sich ungehindert Plasmazellen, die funktionslose Antikörper- oder Teile davon produzieren. Häufig ist die Knochenstruktur oder die Niere befallen, was bei den Patientinnen und Patienten zu starken Schmerzen oder einer verschlechterten Nierenfunktion führen kann. Durch eine Kombination der unten genannten Therapien – nach Möglichkeit mit einer autologen Stammzelltransplantation- ist eine langfristige Krankheitsfreiheit möglich.
Therapien
Je nach Gesundheitszustand sowie Dauer und Verträglichkeit der Therapien können wir unseren Patientinnen und Patienten im DIAKO eine Behandlung in der Tagesklinik oder während eines stationären Aufenthaltes anbieten.
Chemotherapie
Chemotherapie bedeutet die Behandlung der Erkrankung durch Medikamente (Zytostatika) über Infusionen oder auch Tabletten. Dadurch sollen die bösartigen Blutzellen mit dem Ziel zerstört werden, dass der Körper gesunde Zellen nachbildet.
Die Chemotherapie kann im DIAKO sowohl ambulant in der Tagesklinik erfolgen als auch während eines stationären Aufenthalts. Ferner kann die Chemotherapie in den mit uns kooperierenden niedergelassenen Praxen für Hämatologie und Onkologie durchgeführt werden.
Strahlentherapie
Die Behandlung von beispielsweise verbliebenen Lymphomen nach der Chemo- Immuntherapie oder im Rahmen einer Schmerzbestrahlung kann im Zentrum für Strahlentherapie und Radioonkologie im Ärztehaus am DIAKO erfolgen.
Die Strahlentherapie ist bei der Hodgkin-Erkrankung und Non-Hodgkin-Lymphomen ein wichtiger Bestandteil im Gesamtkonzept für die Heilung. Insbesondere für frühe Stadien niedrig maligner Non-Hodgkin-Lymphome wird die Bestrahlung als alleinige heilende Therapie eingesetzt. In der palliativen Situation werden Schmerzen bei 90 Prozent der Patienten mit Knochendefekten (Osteolysen) gelindert. Eine Stabilisierung bzw. Heilung des Knochens wird bei 2/3 bis 3/4 der Patienten erreicht.
Immuntherapie
Krebszellen haben die Eigenschaft, unserem körpereigenen Immunsystem auszuweichen und von den Immunzellen unerkannt zu bleiben. Die Immuntherapie zielt darauf ab, die körpereigenen Abwehrkräfte dahin zu lenken, die Krebszellen zu erkennen und anzugreifen. Es handelt sich meist um eine Antikörpertherapie. Aktuell gibt es für immer mehr Arten von bösartigen Bluterkrankungen die Möglichkeit einer wirksamen Immuntherapie.
Molekulare Therapie
Bei einigen bösartigen Erkrankungen der Blutzellen wie der chronischen myeloischen Leukämie liegt eine genau bekannte, neu aufgetretene Störung im Bauplan des Erbgutes vor. Durch molekulare Therapien- sehr oft in Tablettenform- können diese Erkrankungen an dieser Stelle spezifisch bekämpft werden.
Autologe Stammzelltransplantation
Die autologe Stammzelltransplantation kommt insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom und komplex zu behandelndem Lymphknotenkrebs zum Einsatz. Durch eine Kombination aus Chemotherapie und Wachstumsfaktoren für Blutzellen werden dabei körpereigene Stammzellen aus dem eigenen Blut gewonnen (autologe Stammzellapherese) und anschließend eingefroren.
In der weiteren Therapie spielen diese Stammzellen eine entscheidende Rolle, denn erst sie machen es möglich, dass die Ärzte gegen die Krebszellen eine hochdosierte Chemotherapie einsetzen können. Erst danach erhalten die Patienten ihre eigenen Stammzellen zurück und diese helfen, dass sich die Blutbildung wieder erholen kann. Das Ziel dieser aufwändigen Behandlung ist eine langfristige Krankheitsfreiheit. Die autologe Stammzelltransplantation wird an unserem Zentrum im DIAKO routinemäßig durchgeführt.
Allogene Stammzelltransplantation
Anstelle der körpereigenen können auch gespendete Stammzellen von nahen Verwandten oder Fremdspendern zum Einsatz kommen. Eine allogene Stammzelltransplantation kann bis zu einem biologischen Alter von 70 Jahren bei fortgeschrittenen bösartigen Erkrankungen der Blutzellen angeboten werden. Diese Therapie wird am DIAKO in Kooperation mit der Hämatologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein Campus Kiel durchgeführt.
Neue Medikamente und klinische Studien
Unsere Klinik für Hämatologie und internistische Onkologie ist an einer Vielzahl von Studien beteiligt. Für Patienten mit bestimmten Erkrankungen besteht die Möglichkeit, im Rahmen von Studientherapien eine Behandlung mit neuesten, noch nicht frei erhältlichen Medikamenten zu erhalten.
CAR-T-Zell-Therapie
CAR-T steht für „chimärer Antigenrezeptor-T-Zellen“. T-Zellen sind natürlich vorhandene Zellen des menschlichen Immunabwehr. Allerdings können sich Krebszellen oft den Angriffen der T-Zellen durch verschiedene molekulare Tricks entziehen. Körpereigene T-Zellen können aber entnommen und im Labor für die Angriffe der spezifischen Krebszellen ertüchtigt werden. Nach Reinfusion können diese CAR-T Zellen die Krebszellen besser und genauer bekämpfen. Dieses aufwändige Verfahren kann nur bei bestimmten Erkrankungen angewendet werden und wird am DIAKO in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Kiel angeboten.
Interdisziplinäre hämatologische Konferenz
Referenzpathologie Kiel
Durch unsere Klinik für Hämatologie und internistische Onkologie und das Zentrum für Pathologie, Gesundheit Nord gGmbH, Klinikum Bremen-Mitte, als Hauptkooperationspartner, Leiter: Prof. Dr. med. K. Junker, ist sichergestellt, dass alle entnommenen histologischen Proben von Patienten mit Hämatologischen Neoplasien referenzpathologisch in der Sektion Hämatopathologie im Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) am Campus Kiel untersucht werden.
Die Sektion Hämatopathologie am UKSH Kiel hat sich auf die Diagnostik und Erforschung von hämatologischen Erkrankungen spezialisiert. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen dabei die Patientinnen und Patienten, für die wir in enger Zusammenarbeit mit den behandelnden klinischen Kolleginnen und Kollegen eine bestmögliche Diagnostik bieten möchten. Dabei bearbeiten wir Gewebeproben aus direkten Einsendungen von Kliniken und hämatologischen Praxen, aber auch konsiliarische Zuweisungen von Pathologinnen und Pathologen aus ganz Deutschland,“ sagt Prof. Dr. Wolfram Klapper als Leiter der Sektion für Hämatopathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein am Campus Kiel.
Die Sektion für Hämatopathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein am Campus Kiel ist ein anerkanntes Referenzzentrum des Kompetenznetzwerkes maligne Lymphome e.V. und Mitglied in allen relevanten Studiengruppen. Durch die Konzentration der täglichen Arbeit auf hämatologische Erkrankungen besitzt die Einrichtung eine ausgewiesene Expertise in der spezialisierten Diagnostik von Lymphomen, Myelomen, Leukämien und myeloproliferativen und myelodysplastischen Syndromen und ist sicher in der Anwendung und Auswertung der notwendigen molekularen Untersuchungen. Diese Kompetenz gibt die Einrichtung im Rahmen von nationalen und internationalen Fortbildungen wie dem „ Kieler Lymphomkurs“, der „Internationalen Akademie für Pathologie“ und der „Arbeitsgemeinschaft für Dermatologische Histologie“ weiter.
Als qualitätssichernde Maßnahmen nimmt die Sektion an Ringversuchen von nationalen und internationalen Verbünden teil und führt auch selbst Ringversuche durch, die in internationalen Fachzeitschriften publiziert werden.
Wesentliches Charakteristikum der Arbeit ist die Verbindung von diagnostischer Krankenversorgung und Forschung. „Durch Forschung werden wir besser in der Krankenversorgung/Diagnostik und durch die Erfahrung in Krankenversorgung/Diagnostik entstehen unsere Forschungsfragen,“ sagt Prof. Klapper. Auch nutzt die Sektion für Hämatopathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein am Campus Kiel die im Rahmen der Diagnostik eingesandten Proben zur translationalen Forschung. Selbstverständlich werden hierbei die angezeigten ethischen Richtlinien berücksichtigt.
"Die höchste Anerkennung ihrer Kompetenz in beiden Bereichen - Forschung und Diagnostik - ist in der Benennung der Kollegen als Autorinnen und Autoren in den krankheitsdefinierenden Büchern der Weltgesundheitsorganisation (WHO Blue Books) zu sehen", sagt Prof. Dr. Ralf Ulrich Trappe als Leiter des Zentrums für Hämatologische Neoplasien am DIAKO und Fachexperte von OnkoZert zur Zertifizierung Onkologischer Zentren und der Zentren für Hämatologische Neoplasien der Deutschen Krebsgesellschaft. "Hämatologische Referenzpathologie ist ein wichtiges Qualitätskriterium in der Versorgung von Patienten mit Lymphomen, Myelomen, Leukämien und myeloproliferativen und myelodysplastischen Syndromen, da in bis zu 10 Prozent der Fälle erst durch die spezielle hämatologische Beurteilung in Einrichtungen wie der Sektion für Hämatopathologie des Universitäsklinikums Schleswig-Holstein die richtige Diagnose gestellt werden kann", führt Prof. Trappe weiter aus.
Das diagnostisch verantwortliche Team der Sektion für Hämatopathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein am Campus Kiel besteht neben dem Sektionsleiter, Prof. Dr. Wolfram Klapper, aus der Oberärztin Prof. Dr. Ilske Oschlies sowie der Fachärztin Dr. Karoline Koch.
Entscheidungsrichtlinien
Alle Entscheidungen zur Behandlung bei hämatologischen Neoplasien werden im Rahmen einer interdisziplinären hämatologischen Konferenz oder Fallbesprechung getroffen. Diese findet virtuell statt. Wesentliche Diagnostische Befunde (Gewebsschnitte, Bildgebung) können allen Mitbehandlern mittels Bildschirmprojektion sichtbar gemacht werden.
Ständige Teilnehmer sind die Experten für Hämatopathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein Campus Kiel (siehe Referenzpathologie), die Kollegen der Radiologie des DIAKO, der Nuklearmedizin (Zentrum für moderne Diagnostik, Bremen) sowie die Fachärzte für Hämatologie und Onkologie des DIAKO.
Weitere Teilnehmer sind niedergelassene Fachärzte für Hämatologie und Onkologie als Kooperationspartner, die bei Bedarf eigene Patienten zur Behandlungsentscheidung vorstellen.
Zentrumsleitung

