In der kürzlich vorgestellten Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen zur Ausbildungsqualität in der Pflege in Bremen wurden unter anderem die großen Herausforderungen vor denen die Auszubildenden stehen und verschiedene Probleme in der Praxisanleitung aufgezeigt. Das DIAKO hat für viele der genannten Punkte bereits kreative Lösungen entwickelt, um die Pflege-Ausbildung im DIAKO noch attraktiver zu machen. Wie genau das im Einzelnen aussieht, weiß Markus Janßen, Zentrale Praxisanleitung im DIAKO Krankenhaus Bremen:

Studienergebnis Ressourcenverteilung: Größere Einrichtungen verfügen in der Regel über mehr Personal und mehr materielle Möglichkeiten. Die kleineren Einrichtungen kämpfen dagegen häufig mit begrenzten Möglichkeiten. Insgesamt steht die Akutpflege personell besser da als die Langzeitpflege und ist somit auch flexibler.

„Auf dem DIAKO Campus am Standort in Bremen-Gröpelingen gibt es neben dem Krankenhaus auch eine Einrichtung der Langzeitpflege, das Haus Emmaus. Beide Einrichtungen werden durch die Zentrale Praxisanleitung unterstützt. Insbesondere das Haus Emmaus, eine Einrichtung mit 85 Plätzen, baut stetig die personelle Situation der Praxisanleitung weiter aus. Hier sind wir also gut aufgestellt – nicht nur im Krankenhaus, sondern auch in der Langzeitpflege.“

Studienergebnis Überlastung: Es gibt häufig eine Notwendigkeit, dass Auszubildende bei Engpässen einspringen oder Überstunden leisten müssen.  

„Die Pflege-Auszubildenden im DIAKO springen nicht ein. Das wird gewährleistet durch die Dienstplanung der dezentralen Praxisanleitungen auf den Stationen. Zeitgleich haben die Praxisanleitungen verbindliche Anleitungstermine und die Zuordnung zu den Praxisanleitungen und Fachkräften im Blick. Das gelingt bei uns sehr gut und unsere Auszubildenden sind sehr zufrieden mit der Planung.“

Studienergebnis Motivation: Es ist schwer für die Auszubildenden motiviert zu bleiben, wenn zum Beispiel bei Krankheit Praxisanleitungstage einfach gestrichen werden. Praxisanleitung ohne entsprechende Freistellungen müssen den Pflegealltag und die Praxisanleitung aufrechterhalten und können dieser Doppelrolle nicht gerecht werden.

„Die Praxisanleitung im DIAKO hat einen hohen Stellenwert und ist verbindlich. In der Regel wird eine 40 bis 50 prozentige Freistellung von Praxisanleitenden pro Station durch entsprechende Vorplanung umgesetzt. Ein krankheitsbedingter Ausfall wird durch eine Anleitungs-Überplanung durch die Praxisanleitenden oftmals kompensiert oder wird nachgeholt. Diese Verbindlichkeit motiviert unsere Auszubildenden.“

Studienergebnis Gehalt: Praxisanleitung bedeutet einen Mehraufwand, der tariflich nur in geringem Umfang honoriert wird. Die mangelnde Wertschätzung wird kritisiert.

„Die Tätigkeit der Praxisanleitung wird im DIAKO tariflich zusätzlich vergütet nach AVR DD. Die Praxisanleitenden der Funktionsbereiche erhalten eine durch das DIAKO freiwillig gezahlte Zulage als zusätzliche Anerkennung ihrer Arbeit. Wertschätzung erhalten die Praxisanleitungen bei uns, durch positive Feedbackgespräche mit den Leitungskräften und regelmäßig auch von Seiten der Pflegedirektion. Die Teams wissen um die besondere Aufgabe der Praxisanleitung und unterstützen diese. Mir ist wichtig zu betonen: Praxisanleitung ist trotz der formalen zehn-prozentigen Bindung an Praxisanleitende immer auch eine Teamleistung, da neben der situativen Anleitung durch Fachkräfte auch das Rückenfreihalten der Praxisanleitungen für die gezielte Anleitung eine Teamleistung darstellt.“

Studienergebnis moralisches Dilemma: Für die Auszubildenden ergibt sich aus dem Personalmangel und der mitunter fehlenden Anleitung ein moralisches Dilemma: Einerseits wollen sie die eigenen Rechte einfordern. Andererseits erleben sie, wie sehr das bestehende Personal zur Aufrechterhaltung der Pflege gebraucht wird.

„Dieses moralische Dilemma kennen sicher alle Pflegekräfte. Dennoch ermutigen und unterstützen wir unsere Auszubildenden stets, ihre Rechte einzufordern. Hierbei nimmt die Zentrale Praxisanleitung eine übergeordnete Rolle ein. Das Verständnis der Rolle unserer Praxisanleiter ist dabei so gefestigt, dass diese proaktiv das Recht auf Anleitung der Auszubildenden schützen und hierfür einstehen. Außerdem planen wir den Stationsablauf so, dass er auch ohne Auszubildende gewährleistet ist. Das nimmt viel Druck – trotzdem kann es natürlich noch eine intrinsische Motivation geben, helfen zu wollen anstelle (gefühlt) eine  ‚Last‘ zu sein. Hier gehen die Praxisanleitungen der Stationen und die Leitungskräfte proaktiv auf die Auszubildenden zu, um zu helfen diese innere Problematik aufzulösen. Denn bei uns ist kein Auszubildender eine Last.“

Studienergebnis Verlässlichkeit: Die Studie kritisiert die oft mangelnde Verlässlichkeit der Praxisanleitung, fehlende Struktur und Organisation sowie mangelhafte interne Kommunikation.

„Schon lange vor der Generalistik begann der Weg der Rollenfindung der Praxisanleitung im DIAKO, zeitgleich wurden die Praxisanleitungen durch freigestellte Arbeitstage der Bereichsleitungen auf den Stationen weiter ausgebaut. Hierdurch fand auch eine zunehmende Akzeptanz der Stationsmitarbeiter statt, die proaktiv von den Praxisanleitungen mit einbezogen wurden.“

Studienergebnis Generalistik: Obwohl die Auszubildenden eine generalistische Ausbildung absolvieren, werden sie immer noch in Alten- und Krankenpflege unterteilt. Es darf nicht die Erwartungshaltung geben, direkt eine überall einsetzbare ausgebildete Fachkraft zu sein.

„Auf dem DIAKO-Campus sowie für externe Kooperationspartner gibt es die Möglichkeiten einer Wahleinsatzbuchung. Das bedeutet auch hier ist es Lanzeiteinrichtungsauszubildenden möglich, zusätzliche Erfahrungen im Krankenhaus zu erlangen und andersherum. Außerdem werden die Auszubildenden der zwei Pflegeeinrichtungen und dem Krankenhaus gleichberechtigt und gemeinsam durch die Zentrale Praxisanleitung betreut.“

Studienergebnis angemessene Aufgaben: Auszubildende äußerten in der Fokusgruppe, dass sie sich hier insbesondere wünschen, dass Aufgaben angemessen für ihren Auszubildendenstatus konzipiert werden und ausreichend Personal zur Verfügung steht, um sie zu begleiten. Das bedeutet für die Auszubildenden auch, dass es eine Fehlerkultur gibt, die Fehler verzeiht, weil sie noch lernen und sie nicht alles wissen können.

„Durch die frühe Förderung der Praxisanleitung und damit der Steigerung der Ausbildungskultur auf den Stationen, ist auch eine positive Fehlerkultur entstanden. Wobei der Begriff Fehlerkultur so im DIAKO nicht mehr genutzt wird, sondern durch Entwicklungspotenzial ersetzt wurde.“

Studienergebnis neusten Wissenstand vermitteln: Praxisanleitungen wünschen sich, dass das Vorgehen in der Praxis nach neuestem Wissensstand vermittelt werde.

„Das DIAKO nutzt das VAR System. Das beinhaltet mehr als 500 Handlungsempfehlungen nach neuestem wissenschaftlichen Standard. Dieses System steht nicht nur den Auszubildenden zur Verfügung, sondern allen Mitarbeitenden des Hauses. Die Nutzung zeigt sich insbesondere zur Vorbereitung und Nachbereitung von Anleitungssequenzen in der praktischen Ausbildung, darüber hinaus können Auszubildende es auch in der theoretischen Ausbildung auf ihren Ausbildungs-IPads nutzen.“

Studienergebnis Arbeitsumfeld: Auszubildende wünschen sich ein gutes Arbeitsumfeld (Urlaub, Krankheit) und von den Kollegen und Kolleginnen als Lernende verstanden zu werden. Abbruchgründe können auch die körperliche Anforderung und die psychische Anforderung sein. Ebenso wurden Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie das geringe Gehalt in der Ausbildung benannt.

„Im DIAKO versteht man Auszubildende als Mitarbeiter in allen Bereichen. Der Anspruch des DIAKO Krankenhauses an die Ausbildung ist es, jeden so auszubildenden, dass er ein zukünftiger Mitarbeiter sein kann. Entsprechend hoch ist die Flexibilität in Bezug auf Urlaubsplanung, faire Krankentagereglung, usw. Kontinuierlich findet eine Weiterentwicklung der Angebote statt - so wird zurzeit an dem vollständigen Dienstplanschreiben durch Auszubildende selbst gearbeitet, wobei die dezentralen Praxisanleiter dann nur noch ihre Praxisanleitungs-Tage ergänzen und die Zuordnung vornehmen.

Das DIAKO unterstützt nicht nur in Kooperation mit den Lernorten die Auszubildenden, sondern auch durch das Programm VAR und weiteren Unterstützungsmöglichkeiten: Hilfsmittel wie Lifter aber auch kleine Hilfsmittel zur Patientenmobilisation sind bereits zu Beginn der Ausbildung elementarer Bestandteil der Ausbildung.

Zum Auffangen psychischer Belastungen gibt es zum individuellen Unterstützungsbedarf auch noch regelmäßige "Kollegiale Beratungen" die durch die Zentrale Praxisanleitung organisiert wird. Auf dem Campus lebt man Ausbildung und so sind alle Mitarbeiter grundsätzlich für Auszubildende ansprechbar bei Unterstützungsbedarf. Oftmals wird dies durch die Mitarbeiter auch proaktiv angeboten.

Durch die Dienstplanung der Auszubildenden durch Praxisanleiter, einhergehend mit den Auszubildenden Wünschen und in Zukunft dem selbst organisierten Dienstplan der Auszubildenden, wird der Vereinbarkeit von Ausbildung und Privatleben noch weitergehend Rechnung getragen.

Gerade nach der Ausbildung gibt es viele Möglichkeiten auf dem DIAKO Campus, diese werden proaktiv den Auszubildenden schon in der Ausbildung mitgeteilt, hierunter fällt nicht nur die Möglichkeit der Weiterqualifizierung, sondern auch das Angebot verschiedener Flexpoolangebote auf dem DIAKO Campus, um so die Dienstzeiten den Erfordernissen anzupassen.

Das DIAKO Zahlt nach Tarif AVR DD und zählt damit nach der Ausbildung zu den bestbezahlenden Tarifen in der Umgebung. Während der Ausbildung wird nach TVAÖD gezahlt und im Vergleich zu anderen Ausbildungen ist das Gehalt überdurchschnittlich hoch.“

Studienergebnis Lernortkooperation: Zwar gebe es eine grundsätzliche Bemühung, doch die Lernortkooperation werde durch fehlende Fachkräfte begrenzt.

„Die Zentrale Praxisanleitung am DIAKO ist mittlerweile die zentrale Schnittstelle für alle Kooperationspartner. Sie sichert so den Kooperationsauftrag und die positive und konstruktive Zusammenarbeit. Darüber hinaus veranstaltet sie interne Praxisanleitertreffen mit Kooperationspartnern und nimmt auch selbst an externen Praxisanleitertreffen von Kooperationspartnern teil.“

Studienergebnis Kontakt während des Einsatzes: Seitens des Trägers wird es als schwierig empfunden, den Kontakt mit den eigenen Auszubildenden während der längeren Phase der externen Einsätze zu halten.

„Das Kontakthalten während der längeren Abwesenheiten ist auch aus meiner Sicht schwierig, allerdings hat das DIAKO mehrere Kommunikationswege und Lösungen gefunden. Unter anderem nutzen wir den SIILO Messenger auf Handys und Ipads, aber auch das Moodle Netzwerk des Bremer Zentrum für Pflegebildung, wo alle DIAKO-Campus Auszubildenden gemeinsam einen geschlossenen Bereich haben.“

Studienergebnis psychische Belastung: Die Auszubildenden leiden zunehmend unter psychische Belastungen wie traumatische Erfahrungen oder schwierige persönliche Situationen.

„Das DIAKO bestreitet diese Problematiken durch die zentrale Praxisanleitung, die Seelsorge, aber auch einer betriebsinternen psychosozialen Beratung. Auch wird aktiv für externe Hilfsangebote geworben wie "Bleib-Drann", "Vera" und „ASA FLEX“. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist hier auch die sehr gute Verzahnung mit der Schule.

Ziel ist es die Auszubildenden dort abzuholen, wo sie sich befinden und immer Lösungen im Sinne der Auszubildenden zu finden. Der Mehraufwand lohnt sich aus Sicht des DIAKOs, da diese Unterstützung und das Vertrauen die Motivation und den Ausbildungsverlauf der Auszubildenden positiv beeinflusst.

Auf dem DIAKO Campus versteht sich die zentrale Praxisanleitung nicht nur als anleitende Person, sondern viel mehr als Wegbegleiter. Die Tätigkeiten der zentralen Praxisanleitung gehen weit über das vermittelte ursprüngliche Berufsbild hinaus und so ist oftmals die Zentrale Praxisanleitung erster Ansprechpartner für Auszubildende.“

Studienergebnis Sprachniveau: Das erworbene B2-Sprachniveau ist nicht immer aussagekräftig.

„Das DIAKO, verlässt sich abgesehen von den formalen Einreisebedingungen, nicht mehr reinweg auf Sprachzertifikate. Im Bewerbungsprozess finden deutlich mehr Gespräche statt, auch um den Wortschatz einschätzen zu können. Oftmals zeigt sich, dass ein Zertifikat allein als Motivation ohnehin nicht ausreichend ist, sondern die soziale Motivation des Bewerbers zur Integration und Verschiebung der Lebenswelt nach Bremen benötigt wird. Darüber hinaus werden auch hier in Zusammenarbeit mit der Schule weitere Angebote wie Beispielsweise "Asa-Flex" und "Vera" genutzt.“

Fazit: Was macht die Ausbildung auf dem DIAKO Campus so besonders?

„Die Ergebnisse der Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen zeigen auf, dass Krankenhäuser besser auf die Erfordernisse der Ausbildung eingestellt sind als Einrichtungen der Langzeit- und der ambulanten Pflege. Bei uns auf dem DIAKO Campus gelingt uns aber eine qualitativ hochwertige Ausbildung sowohl im Krankenhaus als auch in Einrichtungen der Langzeitpflege.

Die Zentrale Praxisanleitung hat durch ihr multiprofessionelles Selbstverständnis nicht nur zusätzliche Gruppenanleitungsangebote zur Verfügung sondern auch Projektmanagement im Sinne neuer Wege für die praktische Ausbildung: Sie setzt sich mit VR/AR und anderen digitalen Medien zur Implementierung in Anleitungssequenzen auseinander und setzt eigenständig auf sehr hohem Niveau eine interdisplinäre Ausbildungsstation um, an der Auszubildende und Studierende der Pflege gemeinsam mit Auszubildenden zur Medizinischen Fachkraft eine Station übernehmen.

Sie koordiniert und veranstaltet hausinterne Praxisanleitersitzungen mit Fortbildungen. Darüber hinaus wird dieses Jahr erstmalig komplett eigenverantwortlich einen Praxisanleiterfachtag für den gesamten Norddeutschen Raum am 13. März veranstaltet.

Die Zentrale Praxisanleitung versteht sich nicht nur als Anleitung, sondern auch als Ausbildungsbegleiter und bedient dabei nicht nur die psychosoziale Betreuung und Anleitung, sondern auch Themen des Abrechnungswesens, des Bewerbermanagements und der Einsatzplanung. So wurden seit Oktober 2024 die MFA-Auszubildenden in die Verantwortlichkeit der Zentralen Praxisanleitung gestellt und diese hat umfassend das alte Ausbildungssystem im Haus revolutioniert und dabei die Synergien der pflegerischen Ausbildung genutzt.

Seit längerem sind sie auch für Studierenden des internationalen Hebammenstudiengangs im Haus zuständig und bauen weitergehend ihr Knowhow im Bereich Operationstechnischer Assistenten und Anästhesietechnischer Assistenten Ausbildung aus.

Insgesamt beruht das Handeln der Zentralen Praxisanleitung auf die Erfahrungen der Pflegeausbildung und soll auf den DIAKO Campus maximale Synergien schaffen für ein interdisziplinäres Ausbildungsverständnis: "Voneinander, Miteinander, Füreinander" in multiprofessionellen Anleitungssettings.

Hieraus ergibt sich im Übrigen auch die zukünftige Umbenennung der Zentralen Praxisanleitung (voraussichtlich) zum Berufsbildungsmanagement am DIAKO.

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