Der „Kapitän“ übergibt das Steuer
Geschäftsführer-Wechsel auf dem DIAKO-Campus
Ein schöneres Ambiente hätte man sich nicht wünschen können. Während im DIAKO-Park winterlich-kalte Temperaturen herrschten, schickte die Morgensonne ihre wärmenden Strahlen durch die Fenster der Emmaus- Kirche und tauchte den Raum in einen goldenwarmen Lichtton. Die bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche war am Donnerstag, den 15. Dezember, Schauplatz einer besonderen Veranstaltung: Nach 31 Jahren DIAKO wurde Walter Eggers in den Ruhestand verabschiedet und sein Nachfolger Thomas Kruse willkommen geheißen.
Pastor Thomas Rothe hatte seinen geistlichen Impuls an einen Spruch des norddeutschen Erzählers und Lyrikers Gorch Fock angelehnt: „Gottes sind Wogen und Wind, Segel aber und Steuer, dass ihr den Hafen gewinnt, sind euer.“ Auf Wellen, Wogen und Winde können Menschen keinen Einfluss nehmen, auf Segel und Steuer jedoch schon. Das DIAKO, vor 155 Jahren als Hafenkrankenhaus gegründet, sei wie ein Viermaster, auf dem die Mannschaft eingespielt funktioniert, jeder Handgriff sitzt und alles ineinander greift. An Bord des Schiffes, so Rothe, werden Hoffnung und neues Leben geboren, und auch Wege durch schwere Zeiten begleitet. Denn es trägt ein kostbares Gut: Menschen, die sich ihm anvertrauen. Viele Positionen seien mehrfach besetzt, eine Position, die des Kapitäns, könne es aber nur einmal geben. Dieser trägt eine besondere Verantwortung. Er lässt die Segel setzen und hält das Steuer in der Hand. Gorch Fock weiß: Der Mensch muss Segel und Steuer in die Hand nehmen und dann dem vertrauen, der Wogen und Wind gibt, Wege, Lauf und Bahn.
Der Kapitän verlässt die Brücke – das Schiff segelt weiter
Für den „Kapitän“ Walter Eggers sei diese Reise nun zu Ende gegangen. Er hat mit viel Geschick und Einsatz das DIAKO in den vergangenen 31 Jahren erfolgreich gesteuert. Nun verlässt er die Brücke und übergibt das Ruder an Thomas Kruse, der mit dem gleichen Schiff aufbrechen wird und dabei auch auf Gottes Segen vertrauen kann. Thomas Rothe: „Wir erbitten Gottes Geleit beim künftigen Ausloten, Kursbestimmen, Segelsetzen, beim Steuern auf der Kapitänsbrücke.“ Der Vorsitzende des DIAKO-Aufsichtsrats, Dr. Christoph Klosterkemper, erinnerte an das vor kurzem gefeierte Erntedankfest. Dabei habe er an den Tag des Geschäftsführerwechsels denken müssen. „Lieber Herr Eggers, Sie haben unermüdlich gesät und geerntet. Und dieses Säen und Ernten war über 30 Jahre höchst erfolgreich!“ In seiner bisweilen augenzwinkernd vorgetragenen Laudatio bezeichnete er Walter Eggers als jemanden, dessen Kopf meist schneller funktioniere als der Mund. Das sei ein großes Glück fürs DIAKO gewesen. Gemeinsam mit seinem fantastischen Team habe Walter Eggers 30 Jahre lang nachhaltig positive Ergebnisse erreicht. „Die in diesem Krankenhaus, der Kurzzeitpflege und im Haus Emmaus beschäftigten Menschen haben stets gespürt, dass sie sich auf Sie und Ihr Wort sowie Ihre Pläne verlassen können.“
Ein im besten Sinne evangelischer Unternehmer
ntscheidend an Walter Eggers’ Persönlichkeit sei sein christliches Herz, so der Aufsichtsratschef. Walter Eggers sei ein im besten Sinne evangelischer Unternehmer. „Ihr evangelisches Arbeitsethos ist sprichwörtlich! Sie hätten es sich auch auf die letzten Jahre gemütlich machen können, aber Sie haben es durchgezogen – mit Bravour! Diese innere Haltung ist es, die Sie und das DIAKO zur Symbiose hat werden lassen.“ Und weiter: „Ihr Anspruch war immer ein von Vernunft geprägter Fortschritt, ein Vorangehen zum Erhalt der Selbstständigkeit.“ Der Geschäftsführer habe gern gebaut, in 20 Jahren mehr als 100 Millionen Euro investiert und die Abschreibungen verdient. Und trotzdem sei immer noch etwas übrig geblieben, um den nächsten Schritt zu gehen. Er freue sich darüber, dass mit der Verschmelzung des Mutterhaus-Vereins im gemeinsamen Verein „Diakonissenanstalt Bremen“ nun eine wirklich große entscheidende Weichenstellung für die Zukunft des Gesamtkomplexes DIAKO gelungen ist. Der Nachfolger Thomas Kruse, ein ausgewiesen erfolgreicher Krankenhaus-Geschäftsführer, habe jetzt die Möglichkeit, all dies mit neuer Struktur und neuem wunderbaren Leben zu füllen. „Ich wünsche Ihnen, Herr Kruse, dass Sie die Aufgabe mit der Ihnen charakteristischen Ruhe, Klarheit und Austariertheit teamorientiert angehen und die Weiterentwicklung gut gelingen wird.“ Bremens Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Claudia Bernhard, betonte, dass Walter Eggers Wirken und seine Art, sich mit allen Akteuren konstruktiv auseinanderzusetzen, vor allem im Bremer Westen greifbar geworden sei. „Das DIAKO ist hier ein zentraler Punkt, auch weil Walter Eggers im Stadtteil stark verankert ist. Ihre Beständigkeit, Stärke und Verbindlichkeit, aber auch Ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion zeichnen Sie aus. Die in der jüngsten Vergangenheit begonnene Diskussion mit senatorischer Behörde und den Krankenhausträgern haben Sie stets offen und konstruktiv unterstützt. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar“, sagte Bernhard.
Verankerung im Bremer Westen
Mit Blick auf die Versorgungssicherheit der Bevölkerung betonte die Gesundheitssenatorin, dass es keinesfalls eine Verschlechterung geben dürfe. In Bezug auf die durch Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach angestoßene Diskussion über die Reform des DRG-Systems sei das DIAKO gut aufgestellt. Sie blickte hoffnungsvoll in die Zukunft, auf Thomas Kruses neue Aufgabe. „Ich glaube diese Nachfolge ist ein Glücksgriff“, betonte die Senatorin, die Thomas Kruse schon aus seiner vorherigen Position in Bremerhaven kennt.
„Kümmerer“ und Mensch mit Familiensinn
Der Vertreter der Chefärzte im DIAKO-Aufsichtsrat, Prof. Dr. Ercole Di Martino, bezeichnete Walter Eggers als eine Persönlichkeit, die das DIAKO über drei Jahrzehnte maßgeblich geprägt hat. Er habe an einem nicht sonderlich privilegierten Standort eine Erfolgsgeschichte geschrieben – mit Weitblick, großem Fleiß, strategischem Denken und Durchsetzungsfähigkeit. Er habe die Rolle des „Kümmerers“ eingenommen und diese auch und besonders von den Führungskräften im Hause eingefordert. Besonders hob Professor Di Martino die private Seite hervor. „Da zeigte sich ein Mensch mit ausgeprägtem Familiensinn, ein Mensch, der seine Partnerin aufs Höchste wertschätzte und ein vielseitig interessierter und warmherziger Mitmensch mit einer ausgeprägten Menschenkenntnis.“
Leuchtturm DIAKO
Die Landesdiakoniepastorin und Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Bremen e.V., Karin Altenfelder, bezeichnete das DIAKO als wirtschaftlich gesundes Unternehmen mit exzellenter Medizin und Pflege. „Ein Leuchtturm in der Bremer Gesundheitslandschaft.“ Walter Eggers habe im DIAKO eine beein- druckende Erfolgsgeschichte geschrieben, war treibende Kraft bei der Entwicklung des Krankenhauses. „Ich habe Sie bei meinem Antrittsbesuch hier erlebt und wir sind gemeinsam durchs Krankenhaus gegangen. Das war beeindruckend.“ Die Willkommenskultur im DIAKO sei vorbildlich. „Man wird hier freundlich aufgenommen und fühlt sich gut aufgehoben“, sagte sie. An Thomas Kruse gewandt betonte sie: „Ich freue mich, dass Sie die gute Kooperation zwischen DIAKO und Diakonischem Werk weiterführen wollen.“
Kein Outsourcing
Steffen Pabusch, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung, begrüßte Thomas Kruse im Namen aller DIAKO-Mitarbeitenden und wünschte ihm viel Glück und Erfolg bei den anstehenden Aufgaben. Aus Sicht der Mitarbeitervertretung hob er besonders Walter Eggers Verdienste um die Tariftreue und Tarifbindung hervor. „Die Kolleginnen und Kollegen konnten sich stets sicher sein, dass ihre Arbeitsplätze nicht outgesourct werden. Das viel zitierte Miteinander war für Walter Eggers keine hohle Phrase.“ Dass das DIAKO gut durch die Pandemie gekommen ist, sei ein Verdienst aller Mitarbeitenden und des scheidenden Chefs. „Sie haben vieles richtig gemacht. Der Name Walter Eggers wird auch in den nächsten Jahren im DIAKO präsent sein.“
Es gibt nichts Gutes – außer man tut es
Walter Eggers selbst führte den Erfolg auf die ausgeprägte Teamarbeit und den Teamgeist zurück, der im Haus herrscht. Auch er nutzte den Begriff des „sich kümmerns“. Eine kompetente Gruppe von engagierten Menschen – ein Team – könne immer bessere Ergebnisse erreichen als ein Individuum. Team-Arbeit sei das denkbar beste, aber auch das anspruchsvollste Führungs-Modell. Es setze voraus, dass sich jeder Einzelne seiner Funktion für das Ganze bewusst ist und seinen Teil zur inhaltlichen Weiterentwicklung und zur Verantwortung eigenständig und engagiert beiträgt. Walter Eggers: „Eine solche Qualität lässt sich nicht einfach verordnen oder verschreiben. Wirklich gute Team-Arbeit ist ein ständiger Lern- und Gestaltungsprozess, der schon in frühen Anfängen beginnen muss – wenn er denn nachhaltig und erfolgreich sein soll.“ Dann zitierte er Erich Kästner, der gesagt hat: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Genau darin liege der Schlüssel für Veränderung und Verbesserung – im alltäglichen und im praktischen Tun. Wer aber mehr will, müsse überzeugen und mitziehen, im besten Falle begeistern können. „Nur dann,“ so der langjährige Geschäftsführer, „können wir mehr erreichen als der Durchschnitt. Diese besondere Führungs- und Motivations-Fähigkeit ist in unserem DIAKO gegeben und muss auf jeden Fall erhalten und kontinuierlich ausgebaut werden.“ Zu den jüngsten Highlights zählte er die sechste KTQ-Rezertifizierung, die Nachbesetzung von zwei Chefarzt-Stellen, die Realisierung des Fernwärmeanschlusses und natürlich das einstimmig erfolgte Votum auf der Mutterhaus Mitgliederversammlung zur Verschmelzung der beiden Vereine.
Standing ovations
Dem DIAKO stellte er ein insgesamt gutes Zeugnis aus: „Wir stehen im Vergleich zu anderen Krankenhäusern wirklich ganz beeinpassabel da. Das gilt nicht nur in medizinischer und pflegerischer Hinsicht, sondern auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Perspektiven.“ Der prägnanten Definition „Diakonie ist Nächstenliebe“ könne das Haus auch nur dann nachkommen, wenn das DIAKO auch zukünftig wirtschaftlich erfolgreich agiert und damit weiterhin das Heft des Handelns in eigenen Händen hält. Mit dem Gedicht „Meine Seele hat einen Hut“ des brasilianischen Dichters „Mário de Andrade“ und dem Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Führungskräfte und den Aufsichtsrat beendete Walter Eggers seine letzte offizielle Rede. Die Gäste dankten es ihm mit minutenlangen standing ovations.
„Will mich kümmern“
Thomas Kruse blieb die „undankbare“ Aufgabe des letzten Redners. Er erledigte sie professionell. Walter Eggers bezeichnete er als „Kümmerer“, der sich auch um ihn während seiner 43 Tage währenden Einarbeitungszeit im DIAKO sehr gekümmert habe. Sein Vorgänger habe es stets verstanden, der Zeit immer einige Schritte voraus zu sein. Das DIAKO sei gut aufgestellt. „Ich habe großen Respekt vor Ihrer Lebensleistung, Herr Eggers“, betonte er. Die Zukunft des Gesundheitswesens sei von Unsicherheiten geprägt, niemand könne heute erahnen, was auf uns zukommt. „Ich will mich kümmern, gemeinsam mit Ihnen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um die Gesundheitsversorgung der Menschen in Bremen sicherzustellen und weiterzuentwickeln.“